FES BIS ZUR DADES SCHLUCHT
Nach einer kurzen Fahrzeit erreichten wir am nächsten Tag über die gut ausgebaute Autobahn unser nächstes
Ziel Mecknes.
Auch dieser Ort ist eine Königsstätte, halb so groß wie Fes und nicht so bedeutungsvoll. Den zentral
gelegenen Campingplatz erreichten wir sehr gut. Neben einigen Franzosen standen tatsächlich zwei deutsche
Wohnmobile auf diesem Platz. Der Fahrer vom 911er Mercedes und Jürgen haben einen gemeinsamen
Bekannten, so klein ist die Welt!!
Stadttor Stadtmauer
Es war noch früh am Nachmittag und noch reichlich Zeit, um eine erste Besichtigungstour zu unternehmen.
Natürlich war Blacky mit von der Partie und ist bei solchen Spaziergängen immer ganz aufgeregt, da
tausend neue Düfte auf ihn einströmen. Vom Platz aus kann man bequem die um die Ecke liegenden Ruinen
des Hera Dar el Ma besichtigen und entlang der kilometerlangen Stadtmauern laufen. Die Mauer ist ein
imposantes Bauwerk und wird am Abend angestrahlt und hat dann einen besonderen Reiz
Bei unserem Spaziergang konnten wir einen kurzen Blick in die ehemaligen Pferdeställe des Mulay Ismail,
in denen einmal 12000 Pferde Platz fanden, besichtigen. Die Ausdehnung des Stalls war mal 5 km lang und
mit einem Kanal durchzogen, aus dem die Pferde getränkt wurden. Die Neustadt von Mecknes ist jung,
aufstrebend und dem Westen sehr zugetan. Die Menschen, insbesondere die jungen, sind sehr westlich
gekleidet und Gästen sehr aufgeschlossen. Trotzdem waren wir sehr erstaunt, als wir bei unserer abendlichen
Gassirunde, hinter dem Campingplatz in eine Villengegend gerieten; große Häuser mit einer brillanten,
marokkanischen, eigenwilligen Architektur, umgeben von sehr gepflegten Gerten. Auf der anderen Seite
leben natürlich hier auch Menschen unter den erstaunlichsten Bedingungen.
Am nächsten Morgen nahmen wir die Versorgungsmöglichkeiten des Platzes wahr und fuhren dann über El
Hajeb nach Ifrane. Der 70000 Einwohner gr0ße Ort liegt im mittleren Atlas auf 1660 m Höhe. Bei
Erreichen der Stadt glaubten wir in einem anderen Land zu sein. Dieser von den Franzosen geprägte Kurort
hat einen völlig europäischen Baustil, alle Häuser mit einem Spitzdach und mit Ziegeln, wie bei uns zu
Hause, gedeckt.
Die Stadt wurde von den Franzosen als Erholungsstätte angelegt. Die breiten und sehr sauberen Straßen sind
von Pappel, Kastanien, Buchen gesäumt. Es gibt Cafés, Tennisplätze, Schwimmbäder und eine
zweisprachige Privatuniversität. Im Sommer ist hier großer Trubel, während im Winter die Marokkaner zum
Ski laufen hier herkommen.
Prachtstraße Mahlzeit
Die Berge um Ifrane sind dicht bewachsen mit Zedern, hier leben die schwanzlosen Berberaffen.
Der staatliche Campingplatz war sehr vermüllt, sodass wir es vor zogen, unser Quartier bei Hassan zu
beziehen. (P1000264) Allah sei Dank!!! Dieser kleine, private Campingplatz liegt in einem
Kirschbaumgarten; wir wurden sehr herzlich empfangen. Hassan, der ausgesprochen gut deutsch spricht,
kümmert sich persönlich um seine Gäste und bekocht sie auch. Natürlich nahmen wir dieses Angebot sofort
wahr. Es gab abends super leckere Forelle, die eine Spezialität dieser Gegend ist. Dazu servierte Hassan
Kartoffeln, Möhren, Zucchinis, Pilze, natürlich Brot und eine Flasche Wein für einen Gesamtpreis von ca.
15 Euro, für 2 Personen selbstverständlich!!
Mittlerweile wurde es kalt und draußen regnete es in Strömen. Bei einem Gläschen Wein erzählte uns
Hassan viel von seinem Leben in Köln, von dem Unfalltod seiner französischen Frau und stellte uns seinen
8-jährigen Sohn vor. Wir erfuhren viel von den marokkanischen Sorgen und Nöten, aber auch von den
positiven Ansichten und Zukunftsaussichten.
Insgesamt blickt Hassan für sich und seinen Sohn optimistisch in die Zukunft. Ein lieber Kerl, bei dem man
übernachten muss, wenn man in diese wunderschöne Gegend kommt. Beim Duschen wurde Jürgen an seine
Kindheit erinnert, denn das Duschwasser wird, wie zu unserer Kindheit, in einem runden Ofen angefeuert.
Übrigens bietet Hassan auch Zimmer an, von der Terrasse sind die Störche zum Greifen nahe. Sein kleiner
Campingplatz liegt 4 km außerhalb an der Straße nach Ifrane (N33°26.956, W05°10.232). Wie schon
mitgeteilt, sind die Attraktionen dieser Gegend die Zedernwälder, insbesondere die 40m hohe Zeder.
Storchennester Berberaffe
Zeder
Gerade hatten wir unser Auto auf dem Parkplatz abgestellt, kam doch eine Horde neugieriger Berberaffen
durch die Baumwipfel uns entgegen gesprungen. Wir wurden registriert und beäugt und sie führten uns ihre
Kunststücke vor. Eine kurze Wanderung durch den nebligen Märchenwald beendete den Besuch bei den
Berberaffen.
Das nächste Ziel sollte Marrakesch sein mit einem Übenachtungsstopp. Jürgen erzählte Petra schon viel von
der Schönheit des mittleren und hohen Atlas, leider war von dem Gebirge nichts, aber auch gar nichts zu
sehen. Wolken verhangene Berge und häufige Regenschauer ließen uns nicht schnell vorankommen.
In El-KSiba, unweit der N8 glaubten wir einen guten Übernachtungsplatz gefunden zu haben, nachdem wir
feststellten, dass der einzige Campingplatz geschlossen war. Beobachtet wurden wir von drei Männern
mittleren Alters, die uns verdeutlichten, dass wir an diesem Platz nicht übernachten sollten. Komische
Typen, like Mafiosis, sie waren uns nicht ganz geheuer und somit räumten wir das Feld. Da die Dunkelheit
nicht auf sich warten ließ, mussten wir uns beeilen. Wir waren uns einig, in diesen Ländern nie im Dunkeln
zu fahren, denn die Straßenverhältnisse unterscheiden sich doch ganz wesentlich von den unsrigen.
Heftige Regenschauer begleiteten uns, es schüttete!!! Wir fanden keinen geeigneten Stellplatz! Es war
stockdunkel! Wolkenbruch artig kamen die Wassermassen aus den Bergen auf die Straße geschossen. Wir
fuhren eine kleine Nebenstrecke über zahlreiche Dörfer, die bedauernswerten Menschen hatten mit vielen
Problemen zu kämpfen. Die Wassermassen die vom Atlasgebirge kamen, überfluteten und unterspülten die
Straßen, liefen in Häuser und Geschäfte. Die Spuren der Verwüstung waren deutlich zu sehen. Sand, Lehm
und Geröll lag auf den Straßen. Dazwischen Menschenmassen zu Fuß, auf unbeleuchteten Fahrrädern oder
Mopeds, weiterhin Eselkarren, Autos und Lkws. Chaos pur!! Es wirkte als seien die Leute auf der Flucht.
Und wir... hatten immer noch keinen Übernachtungsplatz. Es blieb uns nichts anderes übrig als uns unter
Einsatz unserer gesamten Scheinwerfer durchzukämpfen. Jürgen war richtig happy über die Vielzahl der
Scheinwerfer, denn ohne diesem Licht hätten wir die dunkel gekleideten Menschen kaum erkannt.
Hinter Beni – Mellan fanden wir einen kostenlosen Stellplatz hinter einer großen Tankstelle. Der Tankwart
war sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Allah sei Dank! Am nächsten Tag schien die Sonne. Unser Auto
war kaum wieder zuerkennen. So dreckig ist es auf all unseren Reisen noch nie gewesen. Völlig mit Lehm
überzogen, der mittlerweile hart wie Beton war. Nur gut, dass unsere Tankstelle über einen LKW
Waschplatz verfügte. Für 10 Euro wuschen zwei Mitarbeiter den Deutz eine Stunde lang von oben bis unten.
Es wurde geschrubbt und gewienert.
Mit einem gesäuberten, glänzendem Fahrzeug erreichten wir zur Kaffeezeit den Campingplatz in
Marrakesch. Und ... was sollen wir sagen... ROTEL war auch schon da. Mit dem Busfahrer kamen wir
schnell ins Gespräch und erhielten einen wertvollen Tipp für einen guten Campingplatz im Senegal.
Sauber in Marrakesch
Mit einem Doppeldecker erkundeten wir am nächsten Tag die Sehenswürdigkeiten der Neustadt. Sehr
beeindruckend!! Die Neustadt ist sehr mondän, wirkt europäisch, hat aber ihren marokkanischen Baustil
erhalten.. Alle Neubauten und Hotels müssen so gebaut werden, gut so!! Auch Mc Donald muss sich diesen
Gepflogenheiten anpassen.
Marrakesch, die Perle des Orients, hat sehr viel zu bieten. Normalerweise sollte man sich zwei bis drei Tage
Zeit für diese Stadt nehmen, aber nach Fes und Meknes war uns nicht mehr nach Souks und Medina. Aber
den „Platz der Geköpften“ wollte Petra natürlich unbedingt noch sehen. Angeblich wurden hier früher die
Köpfe der Hingerichteten auf Stangen gespießt und aufgestellt, solange bis nur noch die kahlen Schädel
übrig blieben.
Heute finden auf diesem Platz viele Darbietungen statt. Man trifft hier Akrobaten, Tänzer, Schlangen-
beschwörer, Musikanten, Wasserverkäufer, Märchenerzähler und viele, viele Touristen.
In den vielen, zahlreichen Buden kann man das gute, marokkanische Essen genießen. Gesäumt wird der
Platz von Cafés und Restaurants, von deren Terrassen man einen guten Blick auf den Platz hat. Aber... hier
gibt es nichts umsonst! Die Darsteller leben mittlerweile vom Tourismus und man hat kaum eine Chance, sie
ohne Bezahlung zu fotografieren. Man gewinnt den Eindruck, sie hätten den 360° Blick. Es entgeht ihnen
niemals, wenn man zum Fotoshooting ansetzt.
MärchenerzählerMoney, money, money!! Der Schlangenbeschwörer, den Jürgen heimlich fotografieren
wollte, forderte doch tatsächlich 10 € für ein Foto. 5 Dirham = 50 Cent war letztendlich aber nur sein
Honorar. Der Typ zeterte, blökte und wurde ziemlich aggressiv, aber Jürgen blieb hart. Der Märchenerzähler
warf uns sogar unser Geld wieder hinterher, weil es ihm nicht genug war. Jürgen hob das Geld wieder auf
und ging weiter. Der Märchenerzähler bekam somit nichts !! Dummkopf!! Sogar das Fotografieren von
einer der Terrassen lassen sich die Wirte bezahlen. Trotzdem gelang es Jürgen mit List und Tücke einige
Fotos zu schießen,aber ansonsten... nichts wie weg... Nepper, Schlepper, Bauernfänger!!
Schlangenbeschwörer Wasserverkäufer
Märchenerzähler
Übrigens kann man hier sogar für kleines Geld seine Knabberleiste erneuern!!
In einer der vielen Garküchen aßen wir zu Abend. Gemeinsam mit Arno, dem Langzeitrentner aus
Deutschland bestellten wir unser Campingtaxi Hassan und ab nach Hause!!
Der 70-jährige Arno fährt nach seinem Aufenthalt in Marrakesch mit seinem amerikanischen Wohnmobil an
die Atlantikküste, südlich von Agadir, um dort zu überwintern. Im April, so erzählte er uns, geht es dann
zurück nach Deutschland.
Von Marrakesch sollte es über den Pass Tizi-n-Tichka nach Quarzazate. Kaum aus der Stadt heraus, sahen
wir auf der rechten Seite die Metro! Wir trauten unseren Augen nicht! Sollte das die Metro sein, die wir aus
Deutschland kennen?
Rauf auf den Parkplatz, rein ins Geschäft und tatsächlich, es war die uns bekannte Metro! Ein
Schlaraffenland!! Wir bunkerten was das Zeug hielt!! Wein, Bier, frischen Fisch, Käse in unglaublicher
Auswahl, Obst und Gemüse, .. und dann ran an die Kasse...„Ihren Ausweis bitte!“ sagte eine freundliche
Kassiererin. „Den haben wir, aber in Deutschland!“ Okay, geglaubt und ohne Ausweis kassiert. Aber, wir
haben tatsächlichen einen Ausweis... in Deutschland.
Knabberleisten
Medina von Marrakesch
Nach dem Verstauen der Ware wurde das Auto vollgetankt. Jürgen wollte wissen, wie viel Liter Diesel auf
hundert Kilometer unser Auto jetzt beim Befahren der Pässe benötigt. Zunächst ging es durch die
Hochebene langsam, aber stetig bergan und bei Erreichen des Hohen Atlas quälten wir uns im dritten Gang
bei 2200 Umdrehungen die Serpentinen hoch. Der Wagen qualmte wie eine Diesellok und brauchte
tatsächlich 27 Liter für diese Strecke. Ganz schön happig, auch wenn der Liter 70 Cent kostet, aber man
muss berücksichtigen, dass der Diesel längst nicht die Qualität wie in Europa hat. Was soll"s, nicht lange
nachdenken und sich freuen, dass der Deutz mit diesem schlechten Futter so gut fährt.
Berauschend waren auch jetzt nicht die Sichten, es war diesig und die tief hängenden Wolken versperrten
uns den auf die so schön beschriebene Landschaft. Im dritten Gang hoch, im dritten Gang runter, am späten
Nachmittag erreichten wir Quarzazate.
Ein sehr voller Campingplatz erwartete uns. Es wimmelte nur so von Franzosen. Quarzazate, nicht weiter
erwähnenswert, da nur als Zwischenstopp auf dem Weg in die Dades Schlucht gedacht. Die Fahrt zur Dades
Schlucht war nicht sehr abwechslungsreich, zwar war linke Hand das Atlas Gebirge und gelegentlich
konnten wir die schneebedeckten Gipfel sehen, aber rechte Hand war nur Wüste.
Schnell war die Stadt Boumalne Dades, die Stadt, die am Eingang zur Schlucht liegt, erreicht. Obwohl
Boumalne Dades zwischen den kahlen, verwitterten Berghängen des Hohen Atlas im Norden und des
Djeball Saghro im Süden liegt, waren wir von dem schönen Ort und den mächtigen Kasbahs beeindruckt.
Die Bewohner leben hier hauptsächlich von der Landwirtschaft, die hier entlang der Flüsse im
Terassenfeldbau betrieben wird. Es war noch früh am Tag und so beschlossen wir die Dades Schlucht bis
zum Ende zu durchfahren.
Ausnahmsweise spielte zu diesem Zeitpunkt das Wetter mit und zwei Tage Aufenthalt mit einer schönen
Wanderung in der Schlucht waren vorgesehen. Wir mussten schon eine Vorahnung gehabt haben, denn alles
was es zu fotografieren gab, wurde von uns schon auf der Hinfahrt festgehalten.
Die Schlucht ist sehr beeindruckend, sie ist wie die Miniatur des Gran Canyon. Links und rechts schroffe,
hohe Felsen und unten fließt der Dades. Wir fuhren durch nette, kleine Orte, die alle vom Tourismus leben
und jeden Quadratmeter Land als Campingplatz anbieten.
Fast am Ende der Schlucht mussten wir sehr enge und steile Serpentinen fahren, (Petra bekam feuchte
Hände, Angst verneinte sie selbstverständlich!!) anschließend geht es natürlich wieder genauso steil runter
und was sollen wir sagen... wieder regnete es!!
Wir fuhren zu einer Auberge (Herberge) mit einem kleinen Campingplatz. Vom vielen Regen war der Platz
aufgeweicht, lehmig, sodass es überhaupt keinen Spaß machte das Auto zu verlassen. Es war kalt, 4 Grad,
brrrr....Wir vertrieben uns den Tag mit Lesen.